Winterliche Exkursion zum Rheinkraftwerk Iffezheim

6. März 2010

Die Exkursion am 06.03.2010 zum Rheinkraftwerk Iffezheim startete witterungsbedingt mit wesentlich weniger Teilnehmern als sich zuvor angemeldet hatten. Das Schneetief Yve hatte der Region über Nacht einen scharfen Wintereinbruch beschert. Der verabschiedet geglaubte Winter wartete mit bis zu 20 cm Neuschnee auf. Trotz widriger Witterungsverhältnisse machten sich 18 Teilnehmer auf, um sich über Wasserwirtschaft, den Ausbau des Rheins und über Bau und Betrieb des deutsch-französischen Gemeinschaftskraftwerkes, welches eines der leistungsfähigsten Laufwasserkraftwerke Deutschlands ist, informieren zu lassen.

Mit einer mittleren Stauhöhe von elf Metern kann in Iffezheim bei guter Wasserführung eine elektrische Leistung von 108 Megawatt erzeugt werden. Die durchschnittliche Jahresproduktion von 740 Mio. kWh entspricht dem jährlichen Stromverbrauch von circa 465.000 Menschen. Im Juni 2000 wurde am Rheinkraftwerk Iffezheim einer der größten Fischpässe Europas in Betrieb genommen. Der 300 Meter lange Fischpass ermöglicht den Fischen die Wanderung flussaufwärts über die Staustufe. Mit einer Investitionssumme von rund 90 Mio. Euro wird die Rheinkraftwerk Iffezheim GmbH in den kommenden Jahren mit ihren Anteilseignern ENBW Kraftwerke AG und der EDF Electricité de France das Kraftwerk Iffezheim zu einem der größten Laufwasserkraftwerke Europas und dem größten Laufwasserkraftwerk auf deutschem Boden ausbauen. Eine fünfte Maschine soll ab 2012 weitere 122 Mio. kWh Strom aus Wasserkraft pro Jahr produzieren und damit rund 75.000 Menschen zusätzlich mit CO2 –freiem Strom versorgen. Hierzu sind die Baumaßnahmen in vollem Gange.

Trotz ausgesprochen winterlicher Verhältnisse und der am Rhein üblichen „steifen Brise“ führten uns die Mitarbeiter der ENBW auch an den Rand der Baustelle, auf welcher selbst an diesem Samstag gearbeitet wurde. Die Dimension der Höhenunterschiede, die Größe der Bauteile, die Tatsache dass das Ganze inmitten von einem großen Strom stattfindet, hatte dabei seinen ganz besonderen Reiz.

Wir lernten bei der Führung auch, dass die Staustufen nicht nur der klimaschonenden und CO² -freien Stromproduktion dienen, sondern dass die Wasserkraft weltweit den größten Anteil an erneuerbaren Energien darstellt. Auch haben die zehn Staustufen des Oberrheins ihre Aufgabe darin, die Wasserhöhe des Oberwassers bei kontinuierlichen Normalstauhöhen zu halten. Des Weiteren spielen die Staustufen eine große Rolle bei Hochwasser, indem Sie die Durchflussmengen regulieren, und somit drohende Überschwemmungen versuchen zu verhindern. Auch wird die Fließgeschwindigkeit des Rheins mit Hilfe der Staustufen reguliert, die Staustufen leisten einen wesentlichen Beitrag dabei, dass die Schifffahrt möglichst problemlos stattfinden kann. Auch wird hier ein nicht zu unterschätzender Beitrag bei der Gewässerreinhaltung geleistet, indem eine Rechenanlage vor dem Wassereinlauf die Turbinen vor angeschwemmten Zweigen, Ästen und Müll schützt. Das sogenannte Geschwemmsel verfängt sich im stabilen Eisengitter und wird mit einer speziellen Maschine entfernt und anschließend entsorgt. Das Zwischenlager für Geschwemmsel kann im Winter auch als Zwischenlager für Eis umfunktioniert werden.

Besonders imponierend war das Gefühl, als wir bei der Begehung unterhalb der vier (sich in Betrieb befindlichen) horizontal angeordneten Rohrturbinen hindurch geführt wurden. Jede dieser Turbinen hat ein Laufrad mit einem Durchmesser von 5,80 m. Jedes Laufrad verarbeitet bis zu 275 m³ Wasser in der Sekunde. Das Wissen, dass der Rhein jetzt nicht mehr „unten“ oder „seitlich“, nein, in diesem Moment sogar „oben“ ist, verbunden mit dem zuvor Gehörten, welche Wassermengen in diesem Moment über unseren Köpfen hindurchfließen, spiegelte sich auf manchen besorgten Gesichtern der Besucher deutlich wieder.

Diese Exkursion war ausgesprochen interessant, imposant und kurzweilig. Wir bedanken uns bei der ENBW für die fachkompetente Führung und den freundlichen Empfang.

Diese Aktivität wurde von Evelyn und Martin Großmann organisiert.