Nistkastenpflege 2009

Herbst 2009

Kleiner Beitrag für die einheimische Fauna

Ist im Lenderdorf die Rede vom Gemeindewald, geschieht dies meist im Zusammenhang mit der Holzernte, mit dem Waldwirtschaftsplan oder -wie zuletzt- mit der Versteigerung von Schlagraum. Es gibt aber auch andere Themen, denen man sich widmet, wenn auch abseits der breiten Öffentlichkeit: seit Jahren haben es sich die Mitglieder des örtlichen Schwarzwaldvereins mit zu Aufgabe gemacht, nicht nur Nistkästen für die Vogelwelt rund um die Hornisgrinde aufzuhängen, sondern diese auch in „bewohnbarem“ Zustand zu halten. Angesichts der zunehmenden Gefährdung und Zerstörung der Umwelt ist diese Maßnahme nur ein bescheidener Beitrag, den kleinen Tieren des Waldes eine „Wohnhilfe“ zukommen zu lassen.
Gut, daß man im Schwarzwaldverein in den Brüdern Franz und Josef Kurz zwei Männer im Vorstandsteam hat, die sich im rund 600 Hektar großen Gemeindewald auskennen wie kaum ein anderer: angeführt von diesen Kurz-Brüdern war in diesen Tagen ein Quintett von Vereinsmitgliedern unterwegs, um die „Nistkastenaktion“ durchzuführen. Ausgangspunkt der ehrenamtlichen Excoursion: die Unterstmatt, wo rasch noch die Leiter als wichtigstes Arbeitsgerät auf das ziemlich betagte Fahrzeug, von der Gemeinde zur Verfügung gestellt, aufgeladen wurde. Und dabei bereits an Bord: weitere neue Nistkästen, die von Vereinsseite unter der Regie von Reinhold Czasny gefertigt und nun „draußen“ ihrer Verwendung zugeführt wurden.
Alte „Kontrollbücher über Vogelnistkästen“ dokumentieren, daß man sich dieser luftigen und auch nicht ganz ungefährlichen Angelegenheit bereits seit den 80er Jahren widmet. Das „Nistkastenteam“ begann seine Arbeit im Windeckwald und kam bei der Reinigung an einer Reihe markanter Punkte vorbei: zum Beispiel am „Bettelmannsbrunnen“, den es zwar schon lange gibt, jedoch erst seit einigen Jahren nach seiner Renovation wieder zu einem echten Blickfang wurde. Ganz anders dagegen das einstige Naturdenkmal „Große Tanne“, über Jahrzehnte ein wahrer Baumriese mit mächtigen Ausmaßen in Höhe und Stammdurchmesser: heute kündet nur noch ein kläglich anmutendes Baumskelett von dieser „Großen Tanne“, auf die noch das eine oder andere Wanderschild hinweist.
Nicht nur an zahlreichen Baumstämmen am Wegesrand, auch an den Wanderhütten selbst findet man Nistkästen – beispielsweise an der Bretterwaldhütte oder der Saulochhütte, der wohl die Wildschweine ihren Namen gaben. Unterwegs kam noch ein ganz anderes Bauwerk ins Blickfeld: ein altes Turbinenhaus, das vor Jahrzehnten einst das Höhenhotel Unterstmatt mit Elektrizität versorgte. Man lernt an einem solchen Tag auch wieder einmal das riesige Waldwegenetz kennen, das „Jagd und Forst“ den Wald überhaupt erschließt und bei den Wanderern für festes Geläuf sorgt. Wobei man auf so originelle Bezeichnungen wie „Schnakenlochweg“ oder „Posthalterweg“ stößt, wenn man sich der Heimat der Auerhähne, die es hier oben ja noch gibt, nähert. Bis zur Grenze der Waldungen der Murgschifferschaft war das Nistkastenteam unterwegs und warf dabei auch auf den aus dem Untergrund Herausfliessenden „Sauerbrunnen“ ein Augenmerk. Gerne bezeichnet der Volksmund, wie man sich nebenbei informieren ließ, solche Quellen auch als „Säuerlinge“, da ihr Wasser einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Kohlendioxid enthält. Wieder mehr in der Nähe des Hornisgrinderückens kam das Quintett auch an der „Sasbacher Skihütte“ vorbei, in deren Nähe sich ebenfalls einige Nistkästen befinden.
Auffallend bei der Nistkästenreinigung war unter anderem auch, daß mittlerweile sehr viele „Siebenschläfer“ diese Kästen als Ruheplatz für den Winterschlaf aussuchten – streckenweise wurde bei der „Buchführung“ über die derzeitige Nützung der Nistkästen eine große Frequenz dieser kleinen Schlafmäuse festgestellt, die sich offensichtlich im Gemeindewald sehr wohl fühlen und dieses „Schlafzimmer“ gerne annehmen. Auch im Markwald, der ebenfalls sehr viele Nistkästen enthält, war Franz Kurz mit seinen Begleitern intensiv mit der Nistkastenreinigung beschäftigt: über die Belegung der Vogelbehausungen konnte man insgesamt zufrieden sein. Nur ganz wenige dieser Nistkästen waren offensichtlich überhaupt nicht belegt, meist konnte man dem Nestaufbau nach folgern, daß Meisen, Kleiber oder Bergfinken hier ihre Behausung hatten. Die Dämmerung war bereits hereingebrochen, als diese besondere Art ehrenamtlichen Engagements beendet war und die Rückfahrt ins Lenderdorf angetreten wurde.