Mittwoch, 21. Januar 2015
Eine wirklich besondere Veranstaltung ist unsere Skilanglauftour bei Nacht. Im mittlerweile dritten Jahr sind wir, da die Zeit tagsüber doch immer so knapp ist, nach Feierabend zum Skilanglauf in Richtung Seibelseckle aufgebrochen. Stolze sechs Teilnehmer waren wir.
Die Tour sollte ursprünglich schon zwei Wochen vorher bei Vollmond stattfinden. Aber irgendwie wollte es zeitlich nicht so richtig klappen. Also, haben wir gedacht, was brauchen wir den Vollmond? Das geht doch auch bei Neumond. Gesagt getan.
Nachdem der Mars und die sehr schmale Mondsichel im Westen bereits am Untergehen waren (ein wirklich sehr schönes Bild) sind wir bei finsterer Nacht in die Gaiskopfspur eingestiegen. Zugegeben, in der Dunkelheit waren wir noch nicht gleich. Dazu mussten wir erst die Flutlichter vom Skihang Seibelseckle ein gutes Stück hinter uns lassen.
Nachdem auch dann der Letzte der Sechs in seinen Skiern stand ging‘s los. Die Strecke war allen bestens bekannt, aber im Licht unserer Stirnlampen war es doch mal wieder ein ganz besonderes Erlebnis. Die Schneeauflage war teils grenzwertig dünn, die Spur oft stumpf, der Anstieg nach der Schlappdachhütte sehr glatt. Die ganze Palette also. Übrigens waren wir auch bei dieser Tour nicht alleine unterwegs, die Faszination des Langlaufens bei Nacht haben auch ein paar Andere für sich entdeckt.
Die Dunkelheit versuchten wir auch zu nutzen, um endlich den Kometen Lovejoy (C/2014 Q2) sehen zu können. Der Komet befindet sich gerade in größter Sonnennähe und soll, bei zunehmendem Mondlicht, in den nächsten Tagen allmählich im All verschwinden. Also wären jetzt die Beobachtungsbedingungen optimal. Hatten sich am frühen Abend die Wolken der letzten Tage überraschend verzogen, standen wir auf der Loipe jedoch wieder mittendrin im Wolkendunst: Wieder kein Komet.
Nachdem die Darmstädter Hütte leider schon geschlossen war sind wir ohne Pause auf langer, mehr oder weniger schneller Abfahrt, wieder zurück in Richtung Seibelseckle gelaufen. Dort unfallfrei angekommen, grinsten sechs Männer im Schnee um die Wette. Alle waren sich einig, dass es mal wieder eine ganz besondere Langlauftour war.
Und jetzt? Am Parkplatz standen wohl noch einige Autos, am Skihang rutschten noch ein paar Skifahrer und Snowboarder bei Schneekanonenbetrieb den Buckel runter. Aber kann man als Betreiber davon leben? Kaum! Da muss man doch helfen, dachten wir spontan. Zur Förderung der Wirtschaft sind wir dann zum Abschluss noch kurz in der Skibar eingekehrt. Und was passiert, wenn man weit weg von zuhause Urlaub macht und an nix Böses denkt? Richtig. Man trifft alte Bekannte, heute in Person von unserem Alpinen, Wegewart Martin G. – auch ein Förderer der heimischen Wirtschaft.
Der Abend war wirklich sehr gelungen, aber eine Kleinigkeit fehlte halt doch. Auf der Rückfahrt ins Tal hatten wir die Wolkendecke schnell wieder durchbrochen. Kurz hinter dem Mummelsee haben wir gleich am ersten Aussichtsparkplatz unter sternenklarem Himmel einen Halt eingelegt. Der Wind hatte uns beim Aussteigen die Autotür schier aus der Hand gerissen. Bibber, bibber war das kalt. Aber egal, das gehört dazu.
Also, mit bloßem Auge war da nichts zu machen, obwohl wir genau wussten, wo wir schauen mussten: Der Komet befindet sich derzeit östlich des Sternhaufens der Plejaden im Sternbild Widder. Aber dann, mit dem Feldstecher, hat es doch noch geklappt. Von Wegen grünes Licht, von wegen langer Schweif – das funktioniert nur photographisch mit Langzeitbelichtung. Ein diffuser Nebelfleck war dort zu sehen, wo normalerweise keiner ist. Viel Gas und Staub um den Kometenkern, der als solcher nicht zu erkennen war. Hurra, wir hatten ihn gefunden.
Bevor dann aber unsere Finger schockgefroren waren sind wir schnell wieder ins Auto gehüpft und ins Tal gefahren.
… und wenn einer behauptet, an diesem Abend im Grindengebiet einen oder sogar gleich mehrere Kometen mit langem Schweif gesehen zu haben, dann müssen wir den enttäuschen. Denn es waren nur wir sechs „Bei-Nacht-Skilangläufer“ mit unseren Stirnlampen: Sepp, Roland, Martin B., Albert, Klaus und Stefan.
Stefan Kunner
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