Grinden werden erweitert

Sie gehören zu den absoluten Besonderheiten im Nationalpark Schwarzwald: die beweideten Feuchtweiden, in der Region besser bekannt als Grinden. Grund genug, diesen speziellen Lebensraum, Heimat für viele seltene Pflanzen und Tiere, ein Mal im Jahr beim traditionellen Grindenfest Mitte August ausgiebig zu feiern.

„Doch dabei soll es in diesem Jahr nicht bleiben: Wir haben schon vor der Gründung des Nationalparks nicht nur versprochen, die Grinden zu erhalten, sondern sie auch zu erweitern“, sagt Nationalparkleiter Wolfgang Schlund. Die Pläne für eine Erweiterung des Grindenbandes nehmen nun im zweiten Nationalpark-Jahr Gestalt an. „Es gibt schon einige Ideen, wir hoffen, dass wir noch in diesem Herbst damitbeginnen können, die Grinden an einzelnen Stellen behutsam zu erweitern“, verrät Schlund.

Für viele Arten, wie zum Beispiel Kreuzottern oder Auerhühner, ist gerade die besondere Mischung aus lichteren Strukturen ein wertvoller Lebensraum. Den waldfreien Bergheiden auf den Gipfellagen der Berge verdankt der Grindenschwarzwald zwischen Kniebis und Baden-Baden seinen Namen. Wild und von rauer Schönheit erinnern die mit Latschenkiefern, Beersträuchern, Heidekraut und Pfeifengras bewachsenen Flächen an Landschaften in Skandinavien. „Diese wilde Landschaft hat aber – und das bleibt vielen Besuchern verborgen – einen Großteil seiner Entstehung menschlichen Tuns zu verdanken“, erzählt Schlund, der schon vor vielen Jahren ein Buch über die Grinden geschrieben hat.

Schon im 14. Jahrhundert wurden die Hochlagen von den Bauern aus den Gemeinden der Täler gerodet und mit Hinterwälder Rindern und mit Ziegen beweidet. „Das Zusammenspiel der Jahrhunderte langen Beweidung und Brandrodung, die hohen Niederschläge und schließlich der geologische Untergrund mit Buntsandstein haben die Grinden zu dem gemacht, wie wir sie heute kennen und schätzen“, sagt Schlund.

Als die Beweidung Ende des 19. Jahrhunderts und auch die Mahd nach dem Zweiten Weltkrieg zum Erliegen kam, waren es freiwillige Helfer von Bergwacht, Schwarzwaldverein und anderen Organisationen, die sich seit den 1960er Jahren alljährlich zur sogenannten Schliffkopfaktion trafen, um die Grinden offen zu halten. Seit 1995 wird die Schliffkopfaktion auch dadurch unterstützt, dass wieder Rinder und Schafe auf den Heiden weiden. Dennoch haben die Grinden in der Geschichte schon mal einen deutlich größeren Platz eingenommen: Waren einst über 2000 Hektar der Schwarzwaldgipfel waldfrei, so sind es heute nur noch rund 200 Hektar, die durch die Beweidung mit Hinterwälder Rindern und widerstandsfähigen Schafrassen offen gehalten werden.

„Wenn wir die Grindenflächen erweitern und zusammenführen, wird für Tiere wie Wiesenpiper, Kreuzotter oder Alpine Gebirgsschrecke auch wieder ein Austausch der Populationen möglich“, nennt Marc Förschler, Leiter der Abteilung für Ökologisches Monitoring, Forschung und Artenschutz, einen wichtigen naturschutzfachlichen Grund für die Erweiterung. Geplant ist, die kleinen Gindenflächen in der Managementzone entlang der B 500 zwischen Alexanderschanze und Ruhestein zu einem Grindenband zusammenzuführen und dort, wo es die Waldstrukturen erlauben, auch zu vergrößern.

„Das ist eine sehr gute Planung zum Erhalt der alten Kulturlandschaft im Nordschwarzwald und naturschutzfachlich eine gute Ergänzung zum Prozessschutz auf großer Fläche des Nationalparks“, sagt der Präsident des Schwarzwaldvereins, Georg Keller. Damit werde eine Idee des Schwarzwaldvereins aus der Planungsphase des Nationalparks aufgegriffen und ein wesentlicher Wunsch des Schwarzwaldvereins an die Nationalparkverwaltung erfüllt. Auch Dieter Burkhardt von der Bergwacht Obertal, der mit seinen Bergwachtkameraden in den letzten Jahrzehnten kaum einen Arbeitseinsatz bei der Schliffkopfaktion versäumt hat, freut sich: „So wird das große Engagement der vielen freiwilligen Helfer der letzten Jahre belohnt und fortgeführt.“

Quelle: Nationalpark Schwarzwald