Windkraft gefährdet Westweg

Westwegfonds befürchtet negative Auswirkungen auf den Wandertourismus (4. März 2016)

Mit einem Schreiben hat sich der Westwegfonds an die Landespolitik gewandt, um auf die Gefahr für den Westweg und andere Wanderstrecken durch den Ausbau der Windkraft, insbesondere im Mittleren Schwarzwald, hinzuweisen.

Wegen der Gefahr von Eiswurf sind im Ortenaukreis  bereits Wintersperrungen des Westwegs im näheren Umkreis von Windkraftanlagen von Oktober bis April amtlich angeordnet !!!

In einem Brief an den Ministerpräsidenten, die involvierten Ministerien, Landtagsfraktionen und Landratsämter warnen Westweg-Anliegergemeinden, Schwarzwaldtourismus und Schwarzwaldverein gemeinsam vor Qualitätseinbußen durch Wintersperrungen, unattraktive Umleitungen und Beeinträchtigung des Landschaftsbildes.

Manfred Wöhrle, Bürgermeister von Hausach und Vorsitzender des Westwegfonds, wies bei einer Pressekonferenz am 2. März in Hausach auf die Leistungen der 35 organisierten Westweg-Gemeinden, des Schwarzwald-Tourismus und des Schwarzwaldvereins hin. Seit Gründung des Westwegfonds fließen jährlich rund 20.000 Euro in Maßnahmen zur Qualitätssteigerung.

Der Westweg, mehrfach zertifizierter Qualitätsweg und bekanntester Fernwanderweg Europas, ist das Aushängeschild des Wandertourismus im Schwarzwald. Tourismus und Schwarzwaldverein haben in jahrzehntelangen Bemühungen den Westweg qualitativ immer weiter entwickelt.

Christopher Krull, Geschäftsführer der Schwarzwald-Tourismus GmbH,  machte die Bedeutung des Wandertourismus für die einheimische Wirtschaft deutlich. „75% der Schwarzwald-Urlauber wandern. Im Schwarzwald gibt es deutschlandweit die höchste Dichte an zertifizierten Beherbergungsbetrieben, die meisten davon am Westweg. Dieses Potential darf nicht aufs Spiel gesetzt werden“ so Krull.

Wenn beim Ausbau der Windkraft nicht auch die Belange des Wandertourismus angemessen berücksichtigt werden, drohen mehrmonatige Wintersperrungen wegen der potentiellen Gefahr durch Eiswurf. Negative Folgen wären auch die Verdrängung der attraktiven Wegführung weg von den Höhenlagen und damit verbundene Umwege für Wanderer sowie die Verwandlung von naturnahen Wegen in „Waldautobahnen“ für den Bau und die Wartung der Anlagen. Befürchtet wird, dass der Westweg die strengen Kriterien für die Zertifizierung zum „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ dann nicht mehr erfüllen kann, was die Anstrengungen des letzten Jahrzehnts zunichte machen und dem Wandertourismus im Schwarzwald ein wichtiges Standbein entziehen würde.

Was der Windkraftausbau für die Qualität der Wanderwege bedeutet, machte Werner Hillmann aus Gutach, Stellvertretender Präsident des Schwarzwaldvereins, deutlich: „Im Ortenaukreis gibt ein TÜV-Gutachten eine Sperrung des Westweges von Oktober bis April im Umkreis der Windanlagen vor. Bei der Dichte der geplanten Anlagen entlang des Hauptkamms, wo der Westweg verläuft, könnte dies das Aus für die Zertifizierung als Qualitätsweg Wanderbares Deutschland bedeuten“.

Durch Wegsperrungen wegen der Gefahr von Eiswurf wird das Betretensrecht für die einheimische Bevölkerung eingeschränkt. Ähnliche Entwicklungen zeigen sich auch bei anderen Wanderwegen im Mittleren Schwarzwald, wie etwa dem Mittelweg, dem Kandel-Höhenweg oder dem Querweg Lahr-Rottweil.

Der Schwarzwaldverein hat  2012 in seinem Positionspapier „Energie und Landschaft“ auf die Problematik hingewiesen, die sich durch die kleinräumige Planung der Kommunen ergibt. Eine Forderung des Vereins war die Ausweisung von „Vorranggebieten für Landschaft, Erholung und Tourismus“. Georg Keller, Präsident des Schwarzwaldvereins: „Der Schwarzwaldverein befürwortet die Energiewende. Der Windkraftausbau muss jedoch auch die erbrachten Leistungen und das Potential des Wandertourismus berücksichtigen.“

Der Schwarzwaldverein fordert, dass ein Ausbau der Windkraft zumindest ohne Beeinträchtigung der Wanderwege erfolgt und erwartet von den zukünftigen Betreibern, geeignete technische Maßnahmen zu ergreifen, die eine Sperrung einzelner Abschnitte überflüssig machen. Auch Christopher Krull vom Schwarzwald-Tourismus sieht die Betreiber in der Pflicht: „Wenn schon das Landschaftsbild durch die Windkraft beeinträchtigt wird, darf nicht auch noch der Wandertourismus durch Wegsperrungen geschädigt werden“.

Westwegfonds, Schwarzwald-Tourismus und Schwarzwaldverein erklären sich ausdrücklich dazu bereit, konstruktiv an Lösungen mitzuarbeiten, welche die drohenden Wintersperrungen verhindern.

Brief des Westwegfonds an Landespolitik und Verwaltung vom 26.02.2016.