Wanderung in Haigerloch

5. Oktober 2014

Am 05.10. trafen sich um 8.30 Uhr 17 Wanderfreudige (davon 4 Gäste) zur Abfahrt nach Haigerloch. Nachdem die Mitfahrer und die Anfahrtspläne auf vier Autos verteilt waren, ging die 1 ½ stündige Fahrt los. Über Freudenstadt, Schopfloch, durch´s Dießener Tal……  bis nach Haigerloch.

Zunächst führte uns der Weg (und die Treppen…) vorbei an der vollständig eingerüsteten Schlosskirche, weiter zum Haigerlocher Schloss, in dem heute ein Restaurant und ein Kultur- und Kongresszentrum untergebracht sind. Von der Schlossmauer aus, konnten wir einen ersten Blick auf das Haigerlocher Stadtbild werfen. Direkt vom Schlosshof aus, führte uns Bruno  in den Wald. Auf schmalen Waldwegen erreichten wir den Aussichtsfelsen „Kapf“, der von weitem betrachtet die Form eines Sektkorkens hat. Dort warfen wir dann einen zweiten Blick… Weiter gingen wir auf sich schlängelnden Pfaden durch den herbstlichen Wald, um schließlich die Eyach über einen schmalen Steg zu überqueren.  Dieser machte einen etwas maroden Eindruck und so wurden auch schon die ersten Witze über die Schwäbische Sparsamkeit gerissenJ.  Als nächstes kamen wir ins Haagviertel zum Jüdischen Friedhof.  Auf dem Friedhof, mussten einige wissensdurstige Wanderer selber ihre Bildungslücken schließen und googelten kurzerhand warum auf vielen jüdischen Grabsteinen kleine Steine abgelegt waren: Früher konnten die Israeliten in der Wüste natürlich keine Steinplatten auf die Gräber ihrer Verstorbenen legen,  um diese vor wilden Tieren zu schützen, also bestatteten sie ihre Toten in der Erde und kennzeichneten das Grab mit einem kleinen Steinhaufen. Davon übrig blieb der Brauch einen Stein auf den Grabstein zu legen als „Gruß“ an den Verstorbenen.

13 interessierte Wanderer besuchten noch das Jüdische Museum, während die anderen faul die Sonne genossen. Um 12 Uhr übernahm Bruno wieder die führerlose Truppe, um sie auf sicheren Pfaden und steilen Treppen zum Römerturm zu führen.  Dieser Turm wurde nicht, wie der Name vermuten ließe,  etwa  von den Römern erbaut, sondern erst um 1150. Seinen Namen trägt er, weil es sich um ein romanisches Bauwerk handelt. Natürlich bestiegen fast alle mehr oder weniger Schwindelfreien den Turm um einen dritten Blick auf die Haigerlocher Altstadt werfen zu können.

Das Mittagessen in der „Krone“ war wie erhofft sehr lecker und da wir erst ab 15.30 Uhr im Atomkellermuseum erwartet wurden, gönnten wir uns ein langes, gemütliches Mittagessen mit anschließendem Kaffee und Verdauungsschnaps.

Schon wenige Minuten nach dem Weitermarsch gelangten wir an den Aussichtspunkt Zollerblick, von wo aus wir tatsächlich die Burg Hohenzollern erblicken konnten.  Nach  25 Minuten über Felder, Industriegebiet und Trampelpfad  standen wir bereits  in der Unterstadt beim Atomkellermuseum.

Vor dem Museum gab Bruno uns einen guten Einblick in den damaligen Stand der Atomforschung: Von Ende 1944 bis April 1945 war eine Forschungsgruppe des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik (Berlin) in Haigerloch untergebracht, um in einem ehemaligen Bierkeller unterhalb der Stadtkirche und des Schlosses weiter an der Entwicklung eines Kernreaktors zu arbeiten. Als schließlich im April 1945 die Amerikaner nach Haigerloch kamen, wollten diese den gesamten Gewölbekeller sprengen. Diese Sprengung konnte jedoch durch den damaligen Stadtpfarrer verhindert werden, der die zuständigen US-Offiziere für die über dem Keller stehende barocke Stadtkirche begeistern konnte. Heute findet man in diesem geschichtsträchtigen Höhlenkeller eine Zusammenfassung der Atomforschung von Otto Hahn bis heute: Unter anderem einen Nachbau des Experimentiertisches von Otto Hahn, eine Rekonstruktion des Forschungsreaktors, einen original Uran-Würfel, Schautafeln und Modelle.

Nach diesem informativen Ausflug in die Geschichte der Atomforschung bedankte sich Bruno Müller bei allen geschichtsinteressierten Wanderern und Stefan Kunner bedankte sich im Namen aller bei Bruno für die zwar kurze (ca. 10km), aber sehr kurzweilige Wanderung.

Sibylle Pätzold-Müller