Dr. Gerhard Lötsch erinnert an das Wirken von Sofie von Harder

2001

Rückblick auf ein Stück Heimatgeschichte/ Von der russischen Metropole Moskau einst an den Fuß der Hornisgrinde

In erster Linie prägen Wanderungen das Geschehen im Schwarzwaldverein Sasbach. Heuer kommt allerdings noch einiges hinzu, kann der Verein doch in Kürze sein 25jähriges Bestehen feiern. Da passte es recht gut in den Frühlingsbeginn des Jubiläumsjahres dass man mit einer Veranstaltung der etwas anderen Art an die Öffentlichkeit trat: Die Vereinsleitung hatte nämlich zu einem Vortragsabend eingeladen. Ein gut besuchter Saal des Gasthauses „Ochsen“ in Sasbach deutete darauf hin, dass diese Einladung bestens ankam.
Der Schwarzwaldverein Sasbach habe sich, so die Vorsitzende Gisela Höß, mit einigen einleitenden Worten, neben der Heimatpflege auch die Weitergabe der Heimatgeschichte zur Aufgabe gemacht. Gegenstand des heimatgeschichtlichen Themas: Das Leben und Wirken der Sofie von Harder.
Als Referent konnte die Sprecherin Acherns ehemaligen evangelischen Stadtpfarrer Dr. Gerhard Lötsch (Bild) begrüßen, der die Biografie der
ehemals weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannten Mitbürgerin bereits im Rahmen anderer Vortragsveranstaltungen schilderte. Bald wird ja, wie man weiß, auch ein Buch über dasselbe Thema erscheinen. Mitten unter den Zuhörern befanden sich auch Nachfahren der Sofie von Harder, die aufmerksam den Lebensweg ihrer Ur-Ur-Großmutter mitverfolgten, die man ansonsten im Ort ja nur noch aus Erzählungen kennt.
Eingehend schilderte der Referent nicht nur den Lebensweg der 1805 geborenen Sofie von Harder, die eine geborene Böthlingk war und 1825 in Moskau Lewis von Harder ehelichte. Gesundheitliche Umstände waren es wohl, die die Übersiedlung der Aristokratenfamilie aus der russischen Metropole an den Fuß der Hornisgrinde veranlassten. Selbst über die „Verwandtschaft der Verwandtschaft“ wusste Dr. Lötsch einiges zu berichten, ehe er näher auf den Lebensverlauf der Sofie von Harder einging. Sofie von Harder muss, wie man den Worten des Referenten entnehmen konnte, eine unwahrscheinliche Persönlichkeit gewesen sein. Sie konnte viele Attribute auf sich vereinigen, so beispielsweise hilfsbereit, anspruchslos, weitblickend, geistvoll und überaus klug. Dass ihr ihre Übersiedlung aus Russland in die klimatisch viel angenehmere Ortenau auch gesundheitlich sehr gut bekam, wurde auch daran deutlich, dass sie ihren Ehemann um 45 Jahre überlebte und ihren 100. Geburtstag feiern konnte. Dass dies damals für alle Personen, die daran teilnehmen durften, ein großer Tag im damals noch bescheidenen dörflichen Leben darstellte, versteht sich von selbst. Ein Baum wurde aus diesem Anlass gepflanzt, für die Schulkinder gab es eine Brezel, damals etwas, das sich sonst kaum eine Familie so ohne weiteres leisten konnte.
Vielleicht ist es in der einen oder anderen Familie in Sasbach oder Obersasbach noch so wie bei der Vorsitzenden Gisela Höß, dass man von den eigenen Vorfahren – hier war es die Mutter von Franz Höß, die ebenfalls ein so hohes Alter erreichte – etwas über die große Mitbürgerin zu erzählen wusste. Diese erlebte übrigens den 100. Geburtstag der damaligen Jubilarin als Zwölfjährige mit und gab dieses Erlebnis ihren Nachfahren weiter.
Sofie von Harder hätte es auf Grund ihres wahrlich segensreichen Wirkens sicherlich verdient gehabt, zur Ehrenbürgerin ernannt zu werden. Diese Würde wurde ihrem Ehemann vier Jahre vor dessen Tod (anno 1860) zuteil. Dies allerdings von Seiten der Stadt Achern deren Mitbewohner ja auch von der mildtätigen Harder-Familie profitierten.
Langanhaltender Beifall der Zuhörer war der Dank der Zuhörer für den passionierten Historiker Dr. Gerhard Lötsch, dem die Vorsitzende herzliche Dankesworte zollte. Für das entstehende Buch gab es übrigens einen kleinen Zuschuss, zu dem die Besucher bei Vortragsende gerne einen Teil beitrugen.