Familienwochenende auf der Schwäbischen Alb

26. bis 29. Mai 2006

Es war für die Buben und Mädchen ein toller Start in die Pfingstferien, nur der Wettergott spielte leider nicht immer mit: die Familienwandertage des Schwarzwaldvereins Sasbach gerieten für 15 Kinder und dieselbe Anzahl Erwachsenen zum tollen Erlebnis. Organisator Albert Bohnert, zugleich ja auch zweiter Vorsitzender, hatte als Domizil des viertägigen Unternehmens ein Selbstversorgerhaus gebucht: die ehemalige Grundschule in Zimmern, unweit der Stadt Schömberg gelegen. Dort fühlte sich die große Familienwandergruppe -die größte, die bisher unter der Regie des Schwarzwaldvereins in der gerade 30jährigen Vereinsgeschichte- sofort wohl und heimisch. Bald fanden sich alle um das rasch entfachte Grillfeuer ein, und dort klang auch der Abend aus: zünftig an einem Lagerfeuer, an dem man noch eine zeitlang gemütlich beisammen saß.
Start zur ersten Wanderung anderntags war Irslingen: vorbei an blühenden Rapsfeldern und auch oft durch duftende Kräuterblumenwiesen ging es bis zur Schliechemklamm: dort hat sich das meist träge dahinfließende Flüßchen Schliechem im Lauf der vielen Jahrhunderte tief in den Muschelkalk eingefressen. Es war für die große Wandergruppe ein Erlebnis, dem hier wildromantischen Flußlauf zu folgen; am Ende der Klamm führte der Weg noch leicht bergan zur Burgruine Irslingen, ehe man dann bald ein weiteres Etappenziel erreichte: die Einmündung der Schliechem, die ihren Ursprung viel weiter östlich im Gebiet des „Kleinen Heuberg“ hat, in den Neckar. Im Verlauf des Rückwegs, vorbei an Epfendorf, konnte man viele Weitblicke über das Neckartal genießen, ehe man nach gut vier Stunden wieder den Ausgangspunkt der herrlichen Wanderung erreichte. Schön war es für die erwachsenen Wanderer zu erleben, daß die Buben und Mädchen keinerlei Konditionsprobleme zeigten, auch der nicht einmal fünfjährige Youngster war voller Begeisterung mit dabei. An ein Lagerfeuer wie am Vorabend war schließlich nicht mehr zu denken: es wurde kalt, windig und regnerisch, sodaß man sich in die wärmenden Räume der ehemaligen Grundschule zurückzog, wo man sich mit Spielen die Zeit bis zum Schlafengehen vertrieb.
Der Regen am nächsten Tag konnte den Tatendrang der Buben und Mädchen nicht stoppen: Ziel war das Fossilienmuseum in Dotternhausen. Nach dem Gang durch das Museum durften jung und alt Hammer und Meisel benützen, um selbst nach Fossilien zu suchen. Ein Berg aus Ölschieferplatten, unter anderem auch von einem nahen Zementwerk herbeigefahren, wurde zum Teil erkundet: fast jedem großen und kleinen Fossiliensucher gelang es, schöne Versteinerungen „zu erhämmern“ und ein Erinnerungsstück mit nach Hause zu nehmen. Den zweiten Teil des Tages nützte die Wandergruppe zu einer Fahrt zum Stausee Palmbühl, der von einigen Zuflüssen gespeist wird, um von dort aus den wunderschön angelegten Naturlehrpfad, dem auch ein echter Kinderpfad angegliedert ist, zu erwandern. Da man, wieder ins Domizil zurückgekehrt, ein umfangreiches Wanderpensum noch nicht bewältigt hatte, sorgte Wanderführer Albert Bohnert noch für eine zusätzliche Attraktion, als er seine großen und kleinen Begleiter im Rahmen einer Nachtwanderung rund um das kleine 450-Seelen-Dorf Zimmern führte.
Ein ganz anderes Dörfchen Zimmern war Ausgangspunkt der Wanderung am letzten Tag: nach dem „Hausputz“ fuhr der Tross nach Bisingen-Zimmern, unterhalb der Burg Hohenzollern gelegen. Der strömende Regen vermieste den großen und kleinen Wanderern den steilen und kräftezehrenden Aufstieg zu einer der geschichtsträchtigsten Stätten des Landes, doch man wollte sich das „Erlebnis Burg Hohenzollern“ nicht entgehen lassen. „Hier atmet man den Geist preußischer Königswürde“ – so erlebte auch die Sasbacher Wandergruppe die Führung durch die riesige Burganlage, eine der schönsten in Deutschland überhaupt. Das nach wie vor regnerische Wetter, zudem auch noch der aufgekommene Nebel, verhinderte auch den Rundblick von diesem Kegelberg am Rand der schwäbischen Alb aus. Ganz anders war es an jenem Julitag im Jahr 1819, als der spätere König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen von der Lage und dem unbeschreiblichen Ausblick so fasziniert war, daß er die Burgruine der Zollernfürste wieder aufbauen ließ. Ein ganz anderes Erlebnis gab es dann für die Wandergruppe, als der Rückweg durch die grünenden und blühenden Wiesen wieder hinab ins Dorf mitten durch eine riesige Schafherde führte. Am Nachmittag wurde schließlich die Heimfahrt ins Lenderdorf angetreten, wobei sich die Wanderer aller Altersgruppen darüber einig waren, trotz des selten einladenden Wetters schöne Tage am Rand der schwäbischen Alb verbracht zu haben – und daß es im baden-württembergischen Land viele Orte gibt, die einen Besuch wert sind.