Baden trifft Württemberg in Rottenburg

Start der Wanderung war am Eugen-Bolz-Gymnasium, zu dem Bruno gleich einiges zu berichten wusste. Beim Bau des Gymnasiums stieß man auf Reste einer römischen Siedlung, die natürlich erhalten werden mussten. So wurden die Ausgrabungen 1962 kurzerhand in den Bau integriert. Nun ist durch große Scheiben eine römische Badeanlage zu besichtigen und nebenan und obendrüber lernen Schüler*innen. Eine weitere Besonderheit ist der Bunker, der sich unter dem Schulhof befindet. Dieser sollte im Katastrophenfall bis zu 1500 Menschen Schutz bieten. Zudem wurde der Schutzraum als unterirdisches Hilfskrankenhaus ausgestattet. Im Jahr 2000 schließlich schien es so gut wie undenkbar, dass es wieder Krieg in Europa geben könnte, so wurde damals die gesamte Ausstattung nach Afrika gespendet. Zwischenzeitlich wird bei der aktuellen politischen Lage überlegt den Bunker wieder zu reaktivieren. Nach diesem Auftakt führte uns der Wanderführer in die Innenstadt der Bischofsstadt. Zwischendurch erzählte er immer wieder Anekdoten aus seiner Schul- und Internatszeit. Neben Resten der Stadtmauer konnten wir das älteste Haus Rottenburgs „Nonnenhaus“ besichtigen, ebenso die Zehntscheuer mit Narrenbrunnen und natürlich überquerten wir den Neckar über die Nepomukbrücke. Hier stand dann auch das erste Schild mit einem Gedicht von Sebastian Blau. Sebastian Blau ist das Pseudonym für Josef Eberle (1901-1986), der unter anderem durch seine schwäbischen Mundartgedichte bekannt wurde. Entlang des Wanderwegs befinden sich 20 Tafeln mit seinen Gedichten, die selbst für schwäbische Zungen bisweilen eine Herausforderung darstellen. So steht an der Nepomukbrücke folgendes: En Raoteburg stoht uf dr Bruck e´Heiliger Sankt Nepomuk. Komm, so pressant hosch-s ete´, mr wend gschwend zua-n-em bette´… dies nur als kleine Kostprobe 🙂

Josef Eberle war mit einer Jüdin verheiratet und hielt sich mit seinen Mundartgedichten finanziell über Wasser, da er mit einem Schreibverbot belegt war und nur unter Pseudonym veröffentlichen konnte. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs wurde Eberle Mitgründer und Verleger der Stuttgarter Zeitung. Der Sebastian Blau Weg führte uns aus Rottenburg hinaus Richtung Bad Niedernau, wo wir im Kurpark eine gemütliche Mittagspause einlegten. Bad Niedernau durchquert, kehrten wir auf der anderen Neckarseite vorbei am „Haus Kalkweil“ zur Wallfahrtskirche im Weggental. Nach einer kurzen Besichtigung dieser ging es vorbei am Rottenburger Gefängnis durch das Kalkweiler Tor zurück in die Stadt. Weil wir so zügig gewandert waren, spendierte uns Bruno noch ein Eis und wer wollte konnte noch den Dom besichtigen. Zu guter Letzt ließen wir die 15 km lange Wanderung in der „Brunnenstube“ bei verdientem Essen und Trinken ausklingen.

Bruno Müller & Sibylle Pätzold-Müller