Ab in den Süden

Am 12. Juli war es wieder soweit: die viertägige Wanderfahrt von Helmut und Richard stand auf dem Programm. Frühmorgens um 5.30 Uhr fuhren wir in Richtung Allgäu, genauer gesagt nach Sonthofen. Im Brauereigasthof Hirsch (unser Standquartier für die nächsten Tage) bestellte Helmut für 9 Uhr Frühstück für alle, so dass wir uns nach der langen Fahrt erst einmal stärken konnten. Dies war auch notwendig, denn unsere beiden Wanderführer hatten gleich am ersten Tag eine knackige Wanderung mit fast 1000 Höhenmetern ausgesucht. Ausgangspunkt dafür war der Parkplatz in Winkel unterhalb der Starzlachklamm, die ein einzigartiges Naturschauspiel ist. Die Starzlach, die zwischen Grünten und Wertacher Horn entspringt, sucht sich seit Jahrtausenden ihren Weg über Felsabstürze und zwängt sich durch kesselförmige Wassermühlen in die Klamm. Nach diesem Abenteuer ging es ans Eingemachte: der Aufstieg zum Grünten (heutiges Gipfelziel) wurde in Angriff genommen. Über herrliche Wiesen und Weiden mit vielen Rindviechern (Vierbeinigen!!!) erreichten wir die bewirtschaftete Obere Schwandalpe. Nach einer Verschnauf- und Trinkpause mit tollem Alpenpanorama machten wir uns auf den schweißtreibenden Weiterweg. Über Wurzelpfade und vielen prächtigen Blumenhängen erreichte die Wandergruppe schließlich den Gipfel. Die Gipfelregion des Grünten bestimmen zwei markante Bauwerke: das Jägerdenkmal (gedenkt der gefallenen Gebirgsjäger vom 1. Weltkrieg) und der Sendeturm des Bayrischen Rundfunks. Die tollen Aussichten bis weit ins Alpenvorland entschädigten uns für den beschwerlichen Aufstieg in der Mittagssonne. Nach einem kurzen Abstieg war das Grüntenhaus unsere nächste Station. Dort konnte man sich noch ausgiebig stärken bevor wir den steilen Rückweg auf Schotterwegen antraten.
Am nächsten Tag gab es zwei verschiedene Wanderungen. Die größere Gruppe schwebte mit der Hochgratbahn auf den 1832m hohen Hochgrat. Dem „luftigen Grat“ folgend wanderten wir über den Kamm der Nagelfluhkette zum Seelekopf. Die Nagelfluhkette ist eine Welt für sich. Sie ist Lebensraum zahlreicher geschützter Tiere und Pflanzen und man konnte sich kaum sattsehen bei den vielen tollen Aussichten in alle Himmelsrichtungen. Trittsicherheit und auch Schwindelfreiheit waren angesagt bei dieser aussichtsreichen Kammwanderung auf tollen Pfaden. Am Gipfelkreuz vom 1663m hohen Seelekopf gab es auch noch einen Gipfelschnaps (spendiert von Andrea). Wanderherz was willst du mehr… Nach einer kurzen Pause führte uns der weitere Weg abwärts über Grashalden in Richtung Falkenhütte, unsere heutige Mittagseinkehr. Frisch gestärkt starteten wir nach der ausgiebigen Rast wieder, in der Hoffnung dass die nächste Alpe nicht weit entfernt ist. Leider war diese geschlossen und die Enttäuschung war bei allen groß. Nach einem steilen Abstieg auf steinigem Weg kamen wir wieder an Talstation der Hochgratbahn an.
Die Zweite, nicht ganz so trittsichere und schwindelfreie Wandergruppe, wanderte ebenfalls in der Nähe der Talstation der Hochgratbahn los. Der Premiumwanderweg „Wildes Wasser“ war das Ziel dieser „Spezialabteilung“ Zuerst ging es über aussichtsreiche Weiden dem Naturerlebnisplatz Buchenegger Wasserfälle im Naturwaldreservat Achrain entgegen. Die Buchenegger Wasserfälle gehören zu den großen Naturschauspielen des Allgäus. Über zwei naheliegende Felsstufen stürzen die Wassermassen der Weißach in die Tiefe. Der gut zugängliche untere Wasserfall ist 18 m hoch. Ein Sprung in den darunter liegenden Gumpen, das sogenannte Gumpenjucken, gehört seit jeher zu den Mutproben mancher Jugendlicher. Nach dem Ausstieg aus der Schlucht ging es zur Sennalpe Bärenschwand, wo Mittagspause gehalten wurde. Der anschließende schweißtreibende Aufstieg zum Hündlekopf wurde mit einem grandiosen Rundumblick vom Gipfelkreuz in die Allgäuer Bergwelt belohnt. Über artenreiche Blumenwiesen und Almweiden erreichten wir schließlich die Alpe Sonnhalde, wo wir uns im idyllischen und schattigen Biergarten noch mit einem Radler etc. stärkten. Das letzte Teilstück der Wanderung führte über einen Almweg und später durch schattigen Wald zurück zur Talstation der Hochgratbahn, wo wir uns mit der anderen „großen“ Wandergruppe wieder zur gemeinsamen Rückfahrt nach Sonthofen trafen.
Am dritten Tag fuhren wir mit der Bahn von Immenstadt nach Oberstaufen. Nach dem wir den Ortskern hinter uns hatten ging es gleich über Wiesenhänge steil bergauf zur Kalzhofener Höhe. Die aussichtsreiche Wanderung führte uns über schöne Bergwiesen und durch kleine Waldstücke mit tollen naturbelassenen Wurzelpfaden schließlich zum Aussichtspunkt Salmaser Höhe. Von hier aus war auch schon der große Alpsee zu sehen, ein weiterer Wegpunkt dieser 22km langen Wanderung. Nachdem alle die herrliche Aussicht genossen hatten wanderten wir über kammartige Wiesenpfade zum nächsten Aussichtsplatz über dem großen Alpsee. Ein toller Alpseeblick belohnte uns für den kleinen Umweg. Die bewirtschaftete Pfarralpe kam danach bald in Sichtweite und im schattigen Biergarten konnten wir uns für die restliche Wegstrecke stärken. Nach dem Abstieg zum großen Alpsee hatten wir sogar noch Zeit um die Bald schon abendliche Seeidylle zu genießen bei einem kühlen Getränk oder einem Eis. Am kleinen Alpsee vorbei erreichten wir dann wieder Immenstadt. Für den letzten Tag war eine kleine Panoramawanderung vorgesehen. Von Beilenberg aus unterwegs nach Altstädten konnte man immer wieder schöne Aussichten in das Alpenvorland bewundern. In Hinang war noch Mittagspause eingeplant bevor wir zu den Hinanger Wasserfällen aufstiegen. Dieser ist einer der schönsten Wasserfälle im Allgäu. Er setzt sich aus mehreren Felsstufen zusammen über die der Hinanger Bach insgesamt einen Höhenunterschied von 25m überwindet. Unter senkrechten Felswänden führte uns der Wanderweg wieder aus der Schlucht heraus. Das letzte Wegstück konnten wir immer wieder das beeindruckende Alpenpanorama bewundern bevor es wieder zurück in die Heimat ging.
Vier herrliche Tage in einer tollen Landschaft, gutes Hotel, gutes Essen und viel zum Trinken, superschöne Wanderungen (wenn auch ziemlich anstrengend) und eine harmonische Wandergruppe. Nicht zu vergessen das schöne Wetter (haben wir Schön-Wetter-Richard zu verdanken). Vielen Dank an Helmut und Richard die diese Wandertage vorbereitet und durchgeführt haben. Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr, egal wohin.

Marina